Bild Ausbilder und Multiplikator mit VR-Brille

Führungsausbildungskonzept für die Landkreisfeuerwehren


Das Feuerwehrleben der aktiven Feuerwehrdienstleistenden im Landkreis beginnt mit dem Absolvieren der Feuerwehrgrundausbildung. Die Modulare Truppausbildung (MTA) ist über mehrere Jahre getaktet und schließt mit der Ausbildung zum Truppführer ab. Die Handgriffe und Fertigkeiten als Feuerwehrfrau und Feuerwehrmann sind vorhanden und die Perspektiven stehen offen: eine weitere Tür in der Ausbildung schlägt sich auf die Führungsausbildung!
Für die Landkreisführungskräfte, Kommandanten und Führungskräfte am Standort bedeutet dies: ab an die Feuerwehrschule! Die Ausbildung zum Gruppen- und Zugführer erfolgt an den Staatlichen Feuerwehrschulen Würzburg, Geretsried und Regensburg. Letztere bildet als einzige bayerische Feuerwehrschule die Verbandsführer aus. Nachdem die Prüfungen absolviert sind, geht es zurück an die Standorte und das Wissen ist im alltäglichen Einsatz gefragt. Die verschiedensten Lagebilder und Einsatzszenarien treffen auf die Führungskräfte. Doch wie sieht die nachhaltige und kontinuierliche Wissenserneuerung aus? Wie trainiert man und wie verfestigt man das Wissen „nach der Feuerwehrschule“?
Fragestellungen, die für die Kreisbrandinspektion Neustadt/WN, um Kreisbrandrat Marco Saller, Grund genug waren ein eigenes Projektteam zum Aufbau der Lehrgruppe „Führung“ zu initialisieren. Kreisbrandrat Marco Saller und die Kreisbrandmeister Andreas Götz, Christian Demleitner, Alexander Kleber und Manuel Bock starteten im Januar 2021 sich grundlegende Gedanken über ein Führungsausbildungskonzept zu machen.
„Uns geht es hier um die vertiefte Anwendung der erlernten Kenntnisse im Bereich der Führung“, stellt der Kreisbrandrat fest. Die Feuerwehren haben nicht jeden Tag Einsätze. Dies hängt auch sehr stark vom Schutzbereich so wie der Größe der Feuerwehr ab. Dennoch ist es wichtig, als Einsatzleiter und Führungskräfte seine Methodiken, Regelkreise und Hilfsmittel zu kennen. Oftmals sind die Lehrgänge lange her und es hat nicht jeder die Möglichkeit aus dem Einsatz heraus zu lernen, Erfahrungen mitzunehmen und diese in seinen Wissensschatz zu integrieren.
Ziel der Führungsausbildung ist die Grundlagen aufzufrischen und diese mit Planübungen ständig zu trainieren und durchzuspielen. „Jede Feuerwehr, jede Führungskraft kann mit jedem Einsatzsszenario konfrontiert werden“, erklärt Kreisbrandrat Marco Saller, „und dann ist der Gruppenführer als erster an der Einsatzstelle und muss auch in der Anfangsphase als Einsatzleiter die grundlegenden Strukturen zur Bewältigung der Schadenslage organisieren und schaffen“, ergänzt Saller weiter.
Die konzipierten Führungslehrgänge haben auch ein klares Ziel: „Führung vertiefen und anwenden“. Es wird keine detaillierten Grundlagenschulungen geben, sondern soll den Lehrgangsteilnehmenden ein Gefühl der Festigkeit geben.
Die Lehrgruppe „Führung“ und die Ausbildung innerhalb des Landkreises soll im Jahr 2022 mit drei verschiedenen Lehrgängen starten.
Der erste Lehrgang „Aufbaulehrgang für Führungskräfte – Einsatzleitung“ soll allen Kommandanten sowie Führungskräften (ab Gruppenführer) helfen und dienen die Rolle und Aufgabe des Einsatzleiters sicher ausführen zu können. Neben den wichtigsten Grundlagen stehen hier Methodiken, Taktiken und Sollkonzepte im Vordergrund, die intensiv trainiert werden.
Auch für den taktisch-technischen Aspekt wird ein Lehrgang geschaffen. Zielgerichtet unterschiedliche Einsatzszenarien werden in verschiedenen Planspielen durchlaufen. Der Lehrgang „Aufbaulehrgang für Führungskräfte – Zug- und Gruppenführer“ ist auf die örtlichen Führungskräfte bezogen.
Als letzter Lehrgang wird der Lehrgang „Führungsassistent“ eingeführt. Ab einer gewissen Größe der Einsatzstelle ist es notwendig eine Führungsstruktur aufzubauen. Führungsfahrzeuge, feste Gebäude sowie die Unterstützungsgruppe dienen dem Einsatzleiter, seinen Job erfolgreich zu meistern. Beispielsweise wird bei einem Wohnhausbrand bereits ein Führungsfahrzeug in der ersten Alarmierung zur Einsatzstelle geschickt, um den Einsatzleiter zu unterstützen. Der Lehrgangsteilnehmer soll den Einsatzleiter nach Abschluss des Lehrgangs in koordinativer und administrativer Hinsicht entlasten, bspw. in der Sprechfunkabwicklung sowie Erstdokumentation des Einsatzes. Dieser Lehrgang wird ebenso mit unterschiedlichsten Lösungsansätzen aus Theorie und Praxis angereichert.

Digitales Mittel zur Führungsausbildung - Feuerwehreinsatzsimulation
Es wurden auch keine Kosten gescheut, um moderne Ausbildungstools einzusetzen. „In Bayern hat ein Landkreis eine neuentwickelte Feuerwehr-Einsatzsimulations-Software bereits eingesetzt – die Versicherungskammer Bayern sucht hier Landkreise, die sich am Pilotprojekt „Digitale Führungsausbildung“ beteiligen“ – „ich habe sofort Kontakt mit der Versicherungskammer Bayern aufgenommen, einen Antrag gestellt und einen Tag später hatte ich die Förderzusage von 5.000 Euro für den Kreisfeuerwehrverband bereits am Schreibtisch“, freut sich der Kreisbrandrat und zugleich Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes.
FwESI genannt – Feuerwehr-Einsatzsimulation – wird auch im Landkreis Neustadt/WN zum Einsatz kommen. Kreisbrandrat Marco Saller erklärt den Mehrwert dieser Methode: „Im Gegensatz zur klassischen Planspielplatte kann sich der Lehrgangsteilnehmer direkt in die Realität versetzen, da er die Umgebung wahrnehmen kann. Er hat den direkten Blick auf die Einsatzstelle und auf das Schadensszenario aus der Ich-Perspektive.“
Die Ausbilder haben ihre Multiplikatoren-Schulung mit der FAB Rheinland durchlaufen. Saskia Heck-Beutelmann und Thorsten Heck-Beutelmann trainierten die Führungskräfte in Anwendung, Administration und richtigen didaktischen Einsatz in der Lehre.
Das Konzept sowie die Lehrgänge werden in den Kommandantenfortbildungen im Juni näher vorgestellt. Das Ausbilder-Team freut sich auf die ersten Lehrgänge, die 2022 anlaufen und in das Lehrgangsportfolio einfließen.

FwESI:

  • FwESI = Feuerwehreinsatzsimulation
  • Virtuelle Planspielplatte
  • Verschiedene Einsatzszenarien können im Bereich der Führung und Technik digital durchlaufen werden
  • Konfiguration von eigenen Lagen
  • Die Software kann mit abgesetzter Hardware, z. B. Controller und VR-Brille betrieben werden

 

 

v.l.n.r.: Saskia Heck-Beutelmann (FAB Rheinland), KBM Andreas Götz, KBM Manuel Bock, KBM Alexander Kleber, KBR Marco Saller, KBM Christian Demleitner, Thorsten Heck-Beutelmann (FAB Rheinland)

v.l.n.r.: Saskia Heck-Beutelmann (FAB Rheinland), KBM Andreas Götz, KBM Manuel Bock, KBM Alexander Kleber, KBR Marco Saller, KBM Christian Demleitner, Thorsten Heck-Beutelmann (FAB Rheinland)